Am Samstag war ich mit meinem Marktstand auf dem Merseburger Blumenmarkt.
Das ist eine erfolgreiche Veranstaltung, die in Merseburg schon seit Jahren angeboten wird.
Auf diesem Markt haben die Merseburger die Möglichkeit, an den Ständen der Gärtnereien ein buntes Sortiment an Blumen, Kräutern und Gemüse-Pflanzen zu kaufen. Da es sich bei den Gärtnern um Fachleute handelt, kann auch die eine oder andere Frage zum Gartenbau geklärt werden.
Ergänzt wird das Angebot der Gärtnereien durch weitere Direktvermarkter mit Wurst, Eiern, Marmelade, Senf, Kombucha, Honig, Fisch und mehr aus eigener Herstellung.
Leider gibt es auch Stände, die mit Direktvermarktung nichts zu tun haben, weil die Ware nicht aus eigener Herstellung stammt.
Damit auch das Auge und das Ohr etwas von diesem Markt hat, hat das Gartenamt Merseburg wieder mit Springbrunnen, Ponyreiten, Meerschweinchen, Blumen und Infostand für ein schönes Ambiente mit Blasmusik gesorgt. Deshalb hier noch ein Dankeschön an das Gartenamt!
Wann ist ein Marktkonzept erfolgreich?
Wenn der Kunde gut einkaufen kann und der Marktstand mit dem Umsatz zufrieden ist, weil er davon leben muß! Denn ein Markt ist ein Element des Verkaufs und lebt nicht von dummen Geschwätz!
Dieser Markt wurde bisher immer nur bis zum Mittag angeboten, weil dann einfach keine Kundschaft mehr kommt. Das war in allen vergangenen Jahren so.
Solch ein Konzept hat in Merseburg auch in diesem Jahr funktioniert. So wie eben in den vergangenen Jahren auch.
Bis zum Mittag.
Was war in diesem Jahr neu?
Der Blumenmarkt war in diesem Jahr Bestandteil des City-Tages in Merseburg.
Dies ist der Versuch, eine tote Innenstadt zu beleben, weil am 1. Samstag des Monats die Geschäfte bis 18:00 Uhr geöffnet haben.
Beleben deshalb, weil man in unserer Region seit 20 Jahren die Kundschaft auf Billigware zu Dumping-Preisen dressiert hat und sich nun wundert, daß die Schaufenster der kleinen Läden leblose dunkle Höhlen sind.
Warum diese Geschäfte leer stehen?
Ein Nebeneffekt des "Geiz-ist-geil-Konsums" ist, daß es unüblich wird, beim "Nachbarn" einzukaufen. Denn der könnte gerade durch mich reich werden! Die kleinen Fachgeschäfte dürfen nur noch Beratung machen. Natürlich kostenlos.
Lieber fährt man kilometerweit auf die "grüne Wiese" und kauft bei den Konzernen.
Nach und nach schließen in der Innenstadt die kleinen Geschäfte und es ist nun vorbei mit dem Schaufenster-Bummel.
Und nun? Nun denkt man in Merseburg, daß man durch ganztägige Bambule die Leute in die Innenstadt lockt!
Und wir Direktvermarkter müssen mitmachen, ob wir wollen oder nicht! Denn uns hat kein Mensch gefragt!
Wir wollen aber nicht das Versuchs-Karnickel für solche Experimente sein! Warum sollen gerade wir die Fehler ausbügeln, die der Handel gemeinsam mit der Politik verzapft hat!
Und nun sollen wir bis 18:00 Uhr auf dem leeren Markt stehen??? Da fühlt man sich schon ein wenig verarscht.
Was heißt es, Direktvermarkter zu sein?
Ein Markthändler oder Geschäft kauft Ware ein, um diese zu verkaufen. Ist der Laden dicht, hat der Händler Freizeit.
Ein Direktvermarkter wie ich baut die Pflanzen an, die er verarbeitet. Danach muß er diese ernten und verarbeiten, damit daraus zum Beispiel eine köstliche Marmelade wird. Die Gläser dieser Marmelade brauchen ein Etikett, welches natürlich erst einmal entworfen und gedruckt werden muß.
Nun muß diese Ware mühsam auf den Markt geschafft werden und (darum heißt es auch Direktvermarkter!:) am Marktstand direkt an den Kunden verkauft werden.
Wenn der Marktstand abgebaut ist, geht der Spaß von vorne los: Pflanzen gießen, Tiere füttern und versorgen, neue Ware produzieren, verpacken.....
... da bleibt für Freizeit wenig Spielraum!
Und der Verwaltungsaufwand und die Buchhaltung sind bei einem Direktvermarkter noch viel umfangreicher als bei einem reinen Händler!
Da haben Direktvermarkter gar keine Zeit, stundenlang auf einem Markt ohne Kundschaft zu stehen! Wir brauchen kurze, effektive Märkte!
Wie war der Merseburger Blumen-Markt in diesem Jahr?
Das Konzept eines erfolgreichen Bauernmarktes hat auch in diesem Jahr im traditionellen Zeitraum des Vormittages funktioniert. Die Kunden kamen in Strömen und haben fleißig einkaufen können. Also ein Markt, wie er für Direktvermarkter sein muß.
Ab dem Mittag kam so gut wie kein Mensch mehr auf den Markt. Und wenn, dann meist nur vom Volke der Glotz mit dem Hang dazu, die Ware mit von Bratwurst vollgefetteten Fingern anzugrabschen und zu versauen.
Wenn ich dann noch provokativ frage, was sie kaufen wollen, dann kommt nur: "Wir wollen uns nur informieren und nichts kaufen. Hier kann man soo schöön an den Ständen schauen. Aber kaufen? Nein. Heute nicht. Denn dann muß ich das ja den gaaaaanzen Tag mit mir herum schleppen." - Leute überlegt doch einmal, was Ihr da sagt! In Wahrheit wollt Ihr Euch nur auf unsere Kosten amüsieren, ohne etwas dafür bezahlen zu müssen! Schämt Euch!
Leider kein Einzelfall.
Und da ein Markt bekanntlich ein Platz des Handelns ist, haben wir Direktvermarkter nach gemeinsamer Absprache begonnen, den Markt abzubauen. Denn daheim wartet die Arbeit und für das Amüsement von Kaffee-Spaziergängern werden wir nicht bezahlt.
Sicher steht ab Montag in der Presse, der Regen habe uns vertrieben. Hat er aber nicht. Wir sind wetterfest!
Merseburg hat einfach nicht mehr die Basis dazu, ewig lange Märkte sinnvoll zu füllen. Wenn Ihr die Innenstadt beleben wollt, dann beginnt das doch erst einmal zu den normalen Öffnungszeiten!
Und zerstört nicht bestehende Angebote wie den Rabenmarkt und den Kleinen Markt, die vom Ambiente einfach auf den Domplatz gehören!
Aber diese werden durch den City-Tag wohl in meinen Augen ausgehöhlt und kaputt gespielt.
Und zum Schluß, da habt Ihr in Merseburg gar kein Angebot mehr!
Was dann???
Und ich? Mich finden Sie im Internet: Auf www.gourmieze.de !