erzählen:
In Halle (Saale) rühmt man sich gern, daß es hier so viele Callcenter gibt.
Das seien Vorbilder in puncto Arbeitsplatzschaffung für motivierte
Angestellte. Sie seien ein Aushängeschild für Sachsen-Anhalt und das beste,
was es gibt.
Leider wird immer wieder die saumäßig schlechte Bezahlung verschwiegen,
unmögliche Arbeitszeiten und das Schikanieren von Mitarbeitern bei den meisten
dieser Firmen. Dann sitzen die Angestellten enger als in der Hühner-
Käfighaltung.
Ja solch eine Blume der Gattung Callcenter hat sich wieder einmal prächtig
in's Zeug gelegt. Neulich gab es bei einem dieser vorbildlichen und
fürsorglichen Arbeitgeber Feueralarm. Aber anstatt aufgeregt "FEURIO" zu
schreien und voller Panik die Treppen hinunter zu stürzen, wurde dies den
Mitarbeitern VERBOTEN! Jaaa, erst muß der Vorgesetzte um Erlaubnis gefragt
werden! So ist das hier. Ist natürlich besser, wenn man im 4. Stock sitzt und
erst einmal wartet, bis vielleicht giftige Rauchschwaden durch das Haus ziehen
und alle Leute vergiften. Schließlich gibt es im Callcenter genug PC und
Datenkabel mit Plastikummantelung, womöglich noch aus PVC!
Und wehe, man hat sich am Sammelpunkt auf dem Hof eingefunden: Da gab es dann
ernste "Befragungen" durch die Vorgesetzten!
Vielleicht habe ich als Katertier hier etwas nicht verstanden. Wozu gibt es
dann im Haus Feuersirenen, wenn man nicht auf diese hört? Soll man denn nicht
bei Feuergefahr das Haus verlassen? Wozu gibt es dann den gekennzeichneten
Sammelplatz?
Natürlich hat der Betriebsrat danach scharf bei der Geschäftsleitung moniert
(Das Rundschreiben dazu liegt mir vor).
Bis jetzt hat sich das alles noch wie ein schlecht organisiertes Chaos
angehört. Das kann ja mal passieren und zum Glück gab es kein Feuer. Dann
lacht man halt und plant für die Zukunft einen besseren Notplan, oder wendet
den bestehenden an!
Aber......
Aber....die Geschäftsleitung hat nicht auf das Rundschreiben reagiert.
Was sagt uns das? Um billig auf dem Markt bestehen zu wollen, sucht man sich
noch billigere Mitarbeiter. Um im Schadensfall den Verlust des Callcenters so
gering wie möglich zu halten, muß wie auf der Titanic bis zum bitteren Ende
Geld "angeschaft" werden. Nach dem Motto: Laß doch die Dödel verbrennen - kauf
ich mir eben neue. Dann gibt es keinen Betriebsrat mehr und die neuen sagen zu
mir "Ja Massa!" Das werden Zeiten!
Sie sagen sich jetzt möglicherweise: "Naja, war vielleicht so ein kleines
schwarzes Schaf, das Callcenter, so eins mit Lotterie-Losen..."
Aber nein, dieses war ein großes. Eines, dessen Inhaber eigentlich die
öffentliche Hand ist. Also kommunales Eigentum! Und hier beginnt der Skandal
so richtig!
Denn der Private von nebenan stand am Sammelpunkt. Gut organisiert, mit
Helfern in leuchtenden Westen, falls das Treppenhaus verraucht ist. Geht doch!
Doch wenn ein öffentlich rechtlicher Arbeitgeber so mit seinen Mitarbeitern
umgeht, da frage ich mich: Für wie wertvoll hält die öffentliche Verwaltung in
Halle (Saale) und Sachsen Anhalt seine Bürger? Bin ich billig? Bin ich Dreck?
Warum soll ich mich dann noch in der Feuerwehr, im Verein, in der Politik oder
Kultur ehrenamtlich, soll heißen mit meinem eigenen Geld, engagieren? Denn
Ehrenamt geht den Aktiven richtig in die Kasse. Wohlgemerkt vom eigenen Geld.
Diese Frage stellen sich zur Zeit viele, besonders junge Menschen. Oder was
zählt Arbeit in diesem unserem Lande? Keine Löhne, keine Preise, nur damit die
Milch noch billiger wird? Was ist, wenn man von diesem bischen Geld als Bauer,
Arbeiter oder Angestellter nicht mehr leben kann? Warum wird dies so wenig
geachtet?
Deshalb:
Schauen Sie unbedingt doch einmal auf die Internetseite
Vielleicht sollten wir alle unser Ehrenamt niederlegen. Oder als Bauer die
Landschaft nicht mehr pflegen. Oder nur noch der schlechten Bezahlung
entsprechend langsam arbeiten! Holt Euch das Essen doch aus China!
Denn wir sind WERTVOLL!!!
......So - mein Nackenfell steht noch zu Berge! das ist aber auch.....